Das 19. Jahrhundert war für die Entwicklung der Gitarre als Soloinstrument von entscheidender Bedeutung, weil der Bau des Instruments verändert sowie die Spieltechniken erweitert wurden. Viele der bedeutendsten Gitarrenvirtuosen jener Zeit kamen aus Italien, unter ihnen Mauro Giuliani, Niccolò Paganini, Ferdinando Carulli und Luigi Legnani.
Die 6 Rossiniane op. 119-124 sind Zeugnis des um 1820 herrschenden Rossini-Fiebers. Giuliani komponierte diese Stücke vermutlich während seines Aufenthalts in Rom um 1820-23. Da Gioacchino Rossini zur selben Zeit in der Stadt war, ist anzunehmen, daß sich die beiden Musiker auch persönlich kannten, einen Beweis dafür gibt es aber nicht. In der Rossiniana Nr. 1 sind Themen aus Rossinis Opern Die Italienerin in Algier sowie Armida verarbeitet.
Paganini ist den meisten als großer Geiger bekannt, nur wenige wissen, daß er auch ein hervorragender Gitarrist war und für dieses Instrument eine Reihe von Werken geschrieben hat. Die Große Sonate in A-Dur ist original für Gitarre in Begleitung einer Violine. Da die Violinstimme jedoch sehr bescheiden gehalten ist, liegt es nahe, diese Sonate in einer Bearbeitung für Gitarre solo aufzuführen.
Carullis 6 Andanti bilden einen Kontrast zu den übrigen hier eingespielten Werken. Im Gegensatz zu Giulianis Rossiniana und Paganinis Großer Sonate enthalten diese Stücke kaum virtuose Teile wie schnelle Läufe oder schwierige Lagenwechsel, sondern fordern den Interpreten besonders im Bezug auf die Erzeugung von Klangfarben und Beherrschung der Legato-Technik.
Die 36 Caprices von Legnani nehmen im Repertoire der Gitarre einen außergewöhnlichen Platz ein, weil sie alle Dur- und Moll-Tonarten enthalten. So verwendete der Komponist auch Tonarten, die auf der Gitarre aufgrund ihrer Stimmung eher unüblich sind.
Die für das Design dieser CD verwendeten Fotos entstanden im Teatro della Concordia in Montecastello di Vibio (Italien), das als kleinstes Theater der Welt im Guinnesbuch der Rekorde verzeichnet ist. Das Teatro della Concordia wurde 1808 von einigen italienischen Adelsfamilien zur Zeit der Besetzung durch die Truppen Napoleons errichtet. Mit Concordia – Einigkeit wollten die Erbauer an die Ideale der französischen Revolution von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit erinnern. Fresken von Luigi Agretti aus dem Jahr 1892 schmücken das Innere des Theaters.
„Ich danke der Gemeinde Monte Castello di Vibio für die freundliche Unterstützung beim Design der CD und widme diese Aufnahme dem Präsidenten der Società del Teatro della Concordia, meinem guten Freund Edoardo Brenci.“ Johanna Beisteiner
Format: CD
Anzahl der Discs: 1
Erscheinungsdatum: 2007
Tracklist:
Mauro Giuliani (1781–1829)
1. Rossiniana Nr. 1 op. 119
Ferdinando Carulli (1770–1841)
Sei Andanti op. 320
2. I. Andante affettuoso con poco moto
3. II. Andante con moto
4. III. Andante molto sostenuto
5. IV. Andante Giusto
6. V. Andante – Leggiero e grazioso
7. VI. Andante risoluto
Niccolò Paganini (1782–1840)
Große Sonate in A-Dur
8. I. Allegro risoluto
9. II. Romanza
10. III. Andantino variato
Luigi Legnani (1790–1877)
aus den 36 Capricen op. 20
11. Nr. 18 f-Moll
12. Nr. 26 cis-Moll